Sonntag, März 27, 2022

Meine Frühlingspost

 



Im letzten Jahr habe ich beim "Jahr der Miniaturen" mitgemacht, das von Frau Nahtlust initiiert wurde. Mein Plan war, jede Woche eine Postkarte zu gestalten. Doch dann sah ich die kreativen Arbeiten der anderen und war schwer begeistert. Ich hatte mich bis dahin nie mit Papier beschäftigt, Stoff war mein Medium, die Nähmaschine mein Werkzeug. Doch mit Papier ist ja alles viel einfacher, das wird einem kostenlos in den Briefkasten gesteckt, Schere und Klebstoff hatte ich im Haushalt und so ging es los mit der Schnipselei,  

Im April bestellte ich mir bei Michaela einen Online-Workshop zum Buchbinden.  denn auch dafür braucht man keine besonderen Materialien. Alles was ich dazu brauchte, befand sich in meinem Haushalt, Papier, Pappe, Kleister, Nadel und Faden.

Dann sah ich irgendwo im Netz Handgeschriebenes in alter Schrift ... und lernte es ... ich hatte Zeit ... war ja Corona, was soll man da sonst tun. Und das machte mir erst Spaß, beim Schreiben kam ich richtig zur Ruhe, konzentrierte mich auf Buchstaben und Worte. Dafür kaufte ich mir einen schönen Füller mit verschiedenen Federn. Der ist jetzt mein liebstes Schreibgerät.

Nun war ich ja im Februar in Dresden zum Kurs bei Marí Bohley "Schriftspiele". Wir schrieben mit Holzbeize und Balsaholz, später mit Feder und Gouache. Abends im Hotelzimmer las ich vom Thema der Frühlingspost  - Leporello und Handschriften - so fügte sich alles. Leporellos habe ich schon gebaut, Schriften mag ich ... ich schob meine Zweifel  weg und meldete mich an. Dann bestellte ich mir das Buch "Schöne Post" von Tabea und Michaela um mich intensiv mit dem Thema zu beschäftigen.

Das Buch ist sooo toll, macht Lust mal wieder schöne Briefe zu schreiben, doch zuerst musste die Frühlingspost auf den Weg gebracht werden. Viel Zeit zum Rumtrödeln hatte ich nicht, denn ich war in unserer Gruppe die erste, die bunte Post verschicken durfte.




Zuerst versuchte ich mich im Gestalten von Musterpapieren, so wie es im Buch "Bunte Post" beschrieben wurde. Dafür nahm ich einfaches Druckerpapier, verdünnte Acrylfarbe und bestrich damit die Oberfläche. Die Qualität des Papiers war nicht optimal, doch nach dem Bügeln war es ok,.



Als nächstes kramte ich die Gelliplatte hervor und bedruckte einige Papiere mit Acrylfarbe. So richtig wusste ich noch nicht wohin mich das alles führen wird. Doch diese Seiten verwendete ich später für die Buchdeckel und für die Grußkarten. 




So richtig gefiel mir die rauhe Oberfläche nicht. Ich erinnerte mich an den Kurs mit Marí, da benutzten wir Holzbeize, und hier schrieb ich probeweise mit einem Glasstab. Ich finde total faszinierend, wie verschieden die Ergebnisse mit den unterschiedlichen Schreibgeräten ausfallen.




Nun habe ich die Seiten mit Holzbeize bemalt und beschrieben. Diese Beize gibt es in vielen bunten Farben als Pulver zu kaufen. Sie lässt sich wunderbar verarbeiten, ist aber wasserlöslich.




Die Farben verschwimmen auch nach dem Trocknen, wenn man feucht darüber streicht. Ich finde das äußerst reizvoll, wurde mir aber auch zum Verhängnis. 
 


Die großen Seiten bemalte ich mit dickem Pinsel und gelber Beize. Nach dem Trocknen schrieb ich mit blauer Beize und einem Balsaholz Worte, die mir zum Thema Garten in den Sinn kamen, darauf. Anschließend sprühte ich rote Beize darauf.






Später beim Schablonieren ist mir die rote Farbe verrutscht, so dass ungeplant rosa entstanden ist. Aus dem Missgeschick habe ich gelernt, dass es Unterschiede beim Drucken und Schablonieren geben kann. (Beim Drucken legte ich die Platte aufs Papier druckte, nicht verrutscht; Beim Schablonieren, walzte ich mit der Rolle hin und her, und die Farbe löste sich). Nun gut, eigentlich wollte ich ja den weißen Druck mit blau ergänzen - nun blieb es rosa.




Jetzt schrieb ich mit einer breiten Feder verschiedene Gartensprüche auf die Seiten, hier "Wer der Gartenleidenschaft verfiel, ist noch nie geheilt worden". Diese Sprüche schrieb ich später in Kurrentschrift auf die Grußkarten der Empfängerin. So können sie wenigstens entziffern, was Worte in ihrem Büchlein stehen.




Jedes Buch ist einzigartig, doch die letzten Worte schrieb ich für alle gleich in Kurrentschrift:

Karussell des Lebens ... immer wieder ... immer neu ... Gewohnheiten durchbrechen ... Neues beginnen ... Wunder erwarten ... Veränderungen zulassen ... alles beginnt von vorn




Meine Leporellos bekamen zwei Buchdeckel aus bedruckten Gellipapieren. Die Vorderseite beschrieb ich mit Acrylfarbe, eine Schleife hält alles zusammen. Die Briefumschläge und Postkarten bedruckte ich auch mit Acryl. Leider hielten nicht alle Briefmarken auf dem Acryl, ein Brief musste zweimal auf den Weg gebracht werden. So hab ich auch gelernt: Briefmarken mit Kleister aufkleben!





Hier sind alle Seiten meines Probebuches zu sehen: Oben seht ihr die Vorderseite des Leporellos, noch ohne Kurrentschrift. Darunter, das gelbe ist die Rückseite, die Fantasiezeichen schrieb ich mit dem Glasstab.
Ich hoffe, inzwischen ist die Post überall angekommen (eine Rückmeldung fehlt mir noch). Nun genieße ich es Erste gewesen zu sein und warte entspannt auf die Post, die mich in den nächsten sechs Wochen erreichen wird.

Danke an Michaela und Tabea für die tolle Aktion.





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