Freitag, Juni 29, 2012

Mauerradweg - Wollankstraße bis Brandenburger Tor


Am letzten Samstag starten wir zur letzten Etappe des Mauerradweges.



Elf Kilometer fehlten noch - wir haben für dieses letzte Stück unsere Räder zu Hause gelassen und sind gelaufen.


An vielen Stellen ist der alte Mauerstreifen eine Oase mitten in der Stadt.


Der gespaltene Findling ist ein kleiner Hinweis auf die hier ehemals entlangführende Grenze.


Die Böse Brücke an der Bornholmer Straße war der erste offene Grenzübergang am 9. November 1989.

Damals war ich 25. Mein Mann hatte Spätschicht. Als er nach Hause kam, erzählte er:
"Im Radio haben sie eben gesagt - Die Mauer ist offen".
Ich fragte nur zurück "Auf welchem Sender haben die denn das gesag?".
"Auf RIAS."
"Na, die erzählen wieder einen Quatsch."
Auf die Idee das Radio oder den Fernseher anzumachen, kam ich überhaupt nicht - so unvorstellbar war mir der Gedanke an eine Grenzöffnung.



Damals arbeite ich in der Inventurabteilung der HO. Am nächsten Tag, erschien nur die Hälfte der Belegschaft. Dafür bekamen wir aufgeregte Anrufe aus Berlin "Ich bin auf dem Kudamm!"
Am Montag waren aber alle wieder da und erzählten uns von den ersten Erlebnissen im Westen.
Eine wahnsinnige Zeit!

Heute bin ich dankbar für die friedliche Öffnung der Grenzen - doch immer noch muss man an den Grenzen in den Köpfen rütteln - aber auch das wird sich verwachsen :)

Im Mauerpark trifft sich buntes Volk zu Spaß und Spiel. 
Eine schöne Gelegenheit für eine erste Rast.



Sehr beeindruckt hat mich die Gedenkstätte an der Bernauer Straße.
Gerade hier ist eine Besichtigung ohne Fahrrad sinnvoll. Es gibt viel zu lesen und zu hören.
Auf der Stelle der gesprengten Versöhnungskirche wurde eine Kapelle errichtet.
Es gibt wechselnde Ausstellungen

Mich hat dieser 1,4 km Abschnitt sehr begeistert - ich glaube, hier kann man am ehesten begreifen, was der Mauerbau überhaupt war.


Es lohnt sich unbedingt der Blick hinter die großen Rostwände - hier ist ein letzter Mauerstreifen sichtbar.
Vorn der Ost-Wachturm - hinter der Mauer auf der anderen Seite ist ein Aussichtsturm, von dem man vom Westen aus über die Grenzanlagen in den Osten gucken konnte. Dieser Blick war den Ostlern natürlich verwehrt. Wie die Grenze wirklich beschaffen waren, wussten wir gar nicht.



Die Sehschlitze auf das Niemandsland gab es sicherlich früher nicht.




Für uns ging es auf der westlichen Seite weiter - Richtung Nordbahnhof.


Unterwegs beeindruckte dieser Hochseilgarten.
Für Kletterfreaks bestimmt ein Muss.



Der ehemals geteilte Invalidenfriedhof ist heute eine Art Freilichtmuseum.



Kurz vor dem Ziel kam uns der Christopher Street Day in die Quere :)



Das Brandenburger Tor - neben der Fanmeile.

Für den Fußweg brauchten wir gute 3 Stunden. 
Wer wie wir nach einem schönes Café sucht, hält vergeblich Ausschau - dafür sollte man einen Abstecher ins "Stadtinnere" einplanen !

So eine Tour rund um "Westberlin" ist sehr zum empfehlen - die Wege sind sehr gut ausgebaut, meistens gut ausgeschildert. Als Begleitbuch hat uns das Radtourenbuch von Michael Cramer "Berliner Mauer-Radweg" gute Dienste geleistet.


4 Kommentare:

Nana hat gesagt…

Irgendwie cool solche "Reiseberichte", frau lernt so viel noch dazu. Danke!

Nana

Helena hat gesagt…

Danke für die Zeitreise... die Erinnerungen kommen wieder. Ich bin am 10.11.89 weinend und lachend über die Bornholmer Brücke gelaufen. Hereinspaziert, hereinspaziert, sagten die Grenzer, der Kaffee wird kalt. Die Stimmung war unbeschreiblich. Gelebte Geschichte.

LG
helena

Dorit hat gesagt…

Eure Radtour hat mit diesem Fußmarsch einen schönen Abschluss gefunden. Ich bin gespannt, was ihr euch als nächstes für eine Tour aussucht.

stufenzumgericht hat gesagt…

Liebe Anke,
nicht auszudenken, es gäbe heute noch die Mauer, hätten wir uns dann überhaupt kennen gelernt... Deine Reise um Berlin war absolut spannend, ich werde das mal meinem Ältesten empfehlen, der in (Ost)-Berlin studiert. Übrigens, als die Grenze geöffnet wurde, hing ich in Köln vorm Fernseher und konnte es eigentlich auch nicht fassen. Hätte mir nur gewünscht, dass meine Oma (aus Torgau) das noch erlebt hätte! GlG, Martina